DEVAP veröffentlicht Strategiepapier und aktuelle Zahlen zur Versorgungssicherheit
„Wir befinden uns in einem gesellschaftlicher Paradigmenwechsel und neuem Aushandlungsprozess: das Armutsrisiko Pflege steigt eklatant und die Versorgungssicherheit in der Langzeitpflege ist nicht mehr sichergestellt“, so Wilfried Wesemann, Vorsitzender des DEVAP e.V. „Das „Nicht-Handeln“ der Bundesregierung hat mittlerweile volkswirtschaftliche und demokratiegefährdende Konsequenzen. Ein Systemwechsel nach 30 Jahren Pflegeversicherung ist unausweichlich.“
Die Ergebnisse der DEVAP-Umfrage zur Versorgungssicherheit in der Langzeitpflege bestätigen erneut, dass die professionelle Pflege in Deutschland weiterhin akut gefährdet ist: 2/3 der ambulanten und stationären Träger mussten ihre Angebote aufgrund fehlenden Personals reduzieren. 47 % der stationären Einrichtungen konnten in den letzten sechs Monaten Betten nicht belegen. 85 % der ambulanten Dienste mussten Neukunden ablehnen und 30 % der ambulanten Bestandskunden können ihre Leistungen nicht aufstocken (02/2024: 34 %). Die Nachbesetzung von offenen Personalstellen ist in der ambulanten Pflege besonders schwer: 32 % gaben als Dauer 9 bis 12 Monate an; 28 % sogar mehr als 12 Monate.
„Erstmalig haben wir auch zur wirtschaftlichen Situation Daten erhoben“, so Wesemann weiter. „72 % der Träger der Langzeitpflege berichten von hohen Außenständen, z.B. durch die Nichtbearbeitung der Anträge beim Sozialhilfeträger und die fehlende Refinanzierung von Investitionskosten. Bei fast der Hälfte der Träger führen diese hohen Außenstände mittlerweile zu einer wirtschaftlichen Schieflage (48%).
Die Bearbeitung von Anträgen bei Sozialhilfeträgern dauert teils bis zu 1 ½ Jahre. „Diese Vorfinanzierung ohne Zahlung von Verzugszinsen oder ähnlichem wäre in der freien Wirtschaft undenkbar: in der gesellschaftlich so wichtigen professionellen Langzeitpflege ist dies an der Tagesordnung und führt regelmäßig bis zu Insolvenzen. Hier helfen nur Regelungen auf Bundesebene, welche die Träger vor langen Bearbeitungszeiten schützen.“
„Eine grundlegende und legislaturübergreifende Struktur- und Finanzreform der Pflegeversicherung ist zwingende Voraussetzung, um die Versorgungssicherheit wieder zu gewährleisten und gleichwertige Lebensverhältnisse für die Pflegebedürftigen in Deutschland zu schaffen“, so Wesemann abschließend.
„Der DEVAP bringt sich in die Weiterentwicklung der Langzeitpflege mit seinem ganzheitlichen Strategiepapier „TROTZDEM Pflege: für Jeden, zu jeder Zeit“ ein und fordert einen Pfleggipfel, damit die Langzeitpflege endlich im Fokus der Politik und Gesellschaft ist.“
Kontakt: Anna Leonhardi, Geschäftsführerin // 030 83001-277 // E-Mail: info@devap.de